Das häufigste Kleidungsstück im 17. bis 19. Jahrhundert war der Zipun. Er wurde von Bauern und Bojaren getragen, meist von Männern, aber es gab auch eine weibliche Variante. Schnitt und Trageeigenschaften veränderten sich im 19. Jahrhundert leicht. Die Tatsache, dass der Zipun eine Art Kaftan war, der über einem Hemd getragen wurde, blieb jedoch unverändert. Er bestand aus Stoff und wurde meist unter der Oberbekleidung getragen.
Was ist das
Die russische Nationaltracht war bequem, funktional und praktisch. Ihr Hauptmerkmal ist die Mehrschichtigkeit. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts gehörte zur traditionellen Kleidung zwangsläufig ein kurzer, eng anliegender Halbkaftan mit langen, schmalen Ärmeln (ein sogenannter Zipun). Es handelte sich um eine Art Oberbekleidung ohne Kragen oder mit kleinem Stehkragen. Das Kleidungsstück wurde über ein Hemd gezogen, darüber ein Kaftan oder Armyak.
Dieses Must-Have-Kleidungsstück wurde das ganze Jahr über getragen. Charakteristische Merkmale:
- Es wurde aus Stoff genäht, die Bauern verwendeten Ponitok – selbstgesponnenes Material;
- die Farbgebung hing vom Tragezweck ab; zu Hause verwendete man ungefärbten oder einfach gebleichten Stoff, während die festlichen Varianten bunt waren;
- die Nähte wurden mit kontrastierenden Borten verziert;
- Dies ist ein zweireihiges Kleidungsstück, das von rechts nach links geschlossen wird.
- Der Verschluss kann aus Haken oder Knöpfen mit Schlaufen bestehen;
- der Schnitt war locker;
- es hat lange schmale Ärmel und weite Säume, die Länge reicht bis zu den Knien;
- Sie waren immer mit einer Schärpe umgürtet – einem Gürtel, dessen Enden auf beiden Seiten eingesteckt waren.
Das Besondere am Zipun der Donkosaken war seine Farbe. Er war leuchtend rot, oft mit einem kontrastierenden Futter, zum Beispiel blau.
Merkmale des Produkts in verschiedenen historischen Epochen
Der Zipun ist seit dem 17. Jahrhundert bekannt. Man vermutet, dass sein Name vom arabischen Wort für Jacke stammt. Zipuns wurden in allen Regionen getragen. Aufgrund des spezifischen Schnitts mit freiem Rücken wurden sie sowohl von Männern als auch von Frauen getragen. Die Trageeigenschaften änderten sich jedoch im Laufe der Zeit.
Vorpetrinische Zeiten
Der Zipun war zunächst eine Heimversion des Kaftans. Er war schmal, oft eng anliegend, knielang und hatte schmale Ärmel. Dieser Schnitt ermöglichte das Tragen eines Kaftans darüber. Das Kleidungsstück wurde über einem Hemd getragen, doch es galt als unanständig, darin auszugehen oder Gäste zu empfangen. Dieses Kleidungsstück war Unterwäsche.
Die Farbgebung war meist hell, oft wurden auch Kontrastfarben verwendet. Zum Beispiel ein grüner Zipun mit weißen Ärmeln oder ein gelber mit blauen. Zusätzlich waren sie entlang der Nähte mit hellen Borten verziert. Die Verschlüsse konnten kontrastierend sein. In der Regel bestanden diese aus vier bis acht Knöpfen, die mit Lederschlaufen befestigt waren.
Der Zipun hatte keinen Kragen, aber manchmal war ein bestickter Kragen daran befestigt. Sein Typ konnte je nach Situation geändert werden.
Es wird angenommen, dass dieses Kleidungsstück anstelle einer Weste getragen wurde. In der kalten Jahreszeit diente es zum Schutz vor schlechtem Wetter. Es gab warme Versionen, die innen mit Fell gefüttert waren. Zu dieser Zeit war der Zipun nicht nur für Bauern, sondern auch für Bojaren ein obligatorisches Kleidungsstück.
Seit dem 18. Jahrhundert wurde ein solcher Kaftan hauptsächlich als Oberbekleidung getragen. Er wurde im Frühling und Herbst getragen. Es gab sowohl alltägliche als auch festliche Optionen. Im Laufe der Zeit wurde das Produkt breiter.
Ende des 19. – Anfang des 20. Jahrhunderts
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts veränderte sich der Schnitt des Zipun. Er hatte Raffungen an den Seiten oder am Rücken, die Klappen weiteten sich nach unten, da er als bäuerliche Arbeitskleidung verwendet wurde. Er wurde später anstelle eines Kaftans getragen, um vor schlechtem Wetter zu schützen. Er wurde ebenfalls aus Stoff genäht, meist jedoch aus grobem, selbstgesponnenem Stoff. Ein Kragen fehlte, manchmal wurde ein kleiner Ständer angebracht.
Damals nannte man Männer Zipunniks. Aber auch Frauen trugen dieses Kleidungsstück. Bei schlechtem Wetter oder auf langen Reisen zogen sie es oft über ihrer Oberbekleidung an. Für den Alltag wurden die Kleidungsstücke aus selbstgesponnenem Stoff gefertigt, meist weiß oder grau. Manchmal wurde auch dunkles, also unbemaltes Material verwendet. Die festliche Variante bestand aus fabrikgefertigtem dunklem Stoff, meist schwarz oder blau.
Der Zipun wurde für die Kosaken zu einem obligatorischen Kleidungsstück. Er wurde unter dem Beshmet getragen. Der Rand des Kleidungsstücks war sichtbar, daher wurde er hell, meist nelkenfarben, gefertigt. Manchmal war er mit einem blauen Rand und Seideneinsätzen verziert. Die Beliebtheit dieser Kleidung erklärt sich durch ihre Bequemlichkeit beim Reiten – kleine Größen und weite Säume beeinträchtigen oder schränken die Bewegungsfreiheit nicht ein.
Zusätzliche Bedeutung des Begriffs
Das Wort „Zipun“ bezeichnete nicht nur ein Kleidungsstück, sondern wurde auch in anderer Bedeutung verwendet. Es bezog sich auf militärische Trophäen und Beute. Kosakenfeldzüge wurden oft als „Zipun-Feldzug“ bezeichnet. Dabei ging es um die Jagd auf teure Kleidung. Diese wurden dann gegen Lösegeld oder gefangene Freunde eingetauscht. Darüber hinaus war ein „Zipun-Feldzug“ jede militärische Operation der Kosaken, deren Zweck die Beschaffung von Nahrungsmitteln war. Der bekannteste dieser Feldzüge war die Aktion von Stepan Razins Abteilung.
Der Ausdruck „Zipuns holen“ wurde manchmal im Sinne von Raub verwendet. Das Wort „Zipunnik“ bezeichnete Räuber und Plünderer. Oftmals wurde so die Bezeichnung für die Tataren verwendet, die Don-Dörfer überfielen und ihren Lebensunterhalt mit Raub verdienten.
Zipun ist ein veraltetes Wort aus der Zeit des Historismus. Es bezeichnet einen Teil der russischen Nationaltracht; heute wird solche Kleidung nicht mehr getragen. Da das Kleidungsstück jedoch seit dem 17. Jahrhundert weit verbreitet war, finden sich in der Literatur zahlreiche Hinweise darauf. Welche Merkmale der Schnitt je nach Stand und Region aufwies, lässt sich aus Büchern oder historischen Chroniken erfahren.
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